Die Jugend soll feiern, warum auch nicht? 

Am Freitag, dem 20.03, waren die Straßen um den Freiberger Stadtclub auf Grund der gegenwärtigen Corona-Lage nahezu leer.
Foto: RKF/ Privat

Von unserer Redaktion

Am 21. März findet der internationale Tag gegen Rassismus statt, bei welchem es jährlich eine Vielzahl an Veranstaltungen gibt, und das weltweit. Doch nicht überall sind inklusionsfördernde und antirassistische Veranstaltungen auf diesem Datum geplant. So auch im Freiberger Stadtclub. Dieser lud dieses Jahr zur Party „Freiberg rastet aus“ ein. Die Jugend soll feiern, warum auch nicht? 

Zu der Veranstaltung im Freiberger Stadtclub wurden die DJs „Moshtekk“ und „TwoStylezz“ angekündigt, welche mutmaßlich rechtsoffene Inhalte verbreiten. Schon lange gab es in Freiberg keine Veranstaltungen dieser Art mehr. Moshtekk, oder mit bürgerlichem Namen Nico Henry Krehler, ist für seine Verbindungen zu rechtsextremen und -populistischen Personen bekannt. Der 28-jährige Dresdner arbeitet neben seinem Musikbusiness bei einer Security Firma. Schon bei ersten Recherchen auf seinem Facebook-Profil fällt ins Auge, dass hier rechte Meinungen toleriert werden: 

Neben einem Buch mit dem Titel „Wolfhide‘s Hitler Youth Diary 1939-1946“, rechtsoffenen Grauzone-Bands wie „Haudegen“ sowie der rechten Kampfsport- und Modemarke „German Meltdown“ findet sich unter den Gefällt-Mir Angaben des Musikers auch ein Like für die Partei NPD. Auf dem sozialen Netzwerk Instagram profiliert sich Moshtekk in „Divison Dresden“ Shirt und in einer Jacke der Neonazi-Marke „Label 23“. Die Sektion „Division Dresden“ gehört zum rechten Netzwerk „Blood and Honour“, welches nicht nur Kontakt zum NSU-Trio pflegte, sondern auch seit dem Jahr 2000 verboten ist. 

Ein Hinweis für Moshtekks Beziehungen in die rechte Szene ist seine Teilnahme am Gedenkmarsch zur 75-jährigen Bombardierung Dresdens, welcher am 15. Februar 2020 stattfand. Dabei marschierten über 1000 Rechte durch die sächsische Landeshauptstadt. Die Mobilisierung erfolgte größtenteils durch die Kreise von Nazis, was sich auch im offensichtlichen Demobild widerspiegelte. Neben deutschlandweit bekannten Nazigrößen, liefen auch Holocaustleugner*innen, Mitglieder der Partei „Die Rechte“ und Moshtekk mit. (1)

Auch wenn sich viele Verbindungen Nico Henry Krehlers in die rechtsextreme Szene vermuten lassen, so sind nur wenige offiziell bekannt. Moshtekk hat nach Rechercheinformationen gute Beziehungen zu Max Herzberg, welcher als „Aldersson“ auf der Videoplattform YouTube bekannt wurde. Gemeinsame Bilder der Beiden lassen sich auf Instagram finden. Gemeinsame Videos sucht man seit einiger Zeit vergeblich, denn alle Kanäle von Herzberg wurden Anfang März 2020 gesperrt. Die Videos von ihm hatten einen fragwürdigen Inhalt und seien rechtsoffen. (2) Der „Influencer“ zeigte sich in seinen Videos neben Moshtekk auch mit Mitgliedern der „Freien Kameradschaft Dresden“, der „Identitären Bewegung“, welche vom Verfassungsschutz beobachtet wird, sowie mit Mitgliedern der Jungen Nationalisten. Weiterhin  war die konservative Zeitung „Welt“ eine der ersten Medien, die über Herzberg berichtete. Schon hierbei schockierte er mit Aussagen wie „Ein ganz kleines bisschen Hitler, das tut doch keinem weh?!“. Im Bezug auf eine Auseinandersetzung, die seine Freundin auf dem Oktoberfest durch rassistische Kommentare zu verantworten hatte, meinte Herzberg: „Wir sind Nazis und stolz drauf! Fickt euch selbst, Ihr Fotzen!“. (3)

Nun wollte der Musiker Moshtekk am kommenden Samstag in Freiberg auftreten. Viele Einwohner*innen der Stadt Freiberg sind der Meinung, dass der Stadtclub keine Werbefläche für Personen mit Sympathien und Verbindungen zu politisch aktiven Rechtsextremisten sein sollte. Auch, wenn am Abend kein politischer Inhalt vermittelt werden würde, so sensibilisieren Moshtekk und Herzberg vor allem medial junge Menschen für rechtes Gedankengut, rechte Strukturen und Ideologien. 

Der Besitzer des Stadtclubs, Christian Schröder, gab es bisher keine offizielle Stellungnahme. Während man vom Gedankengut und den Verbindungen Moshtekks nicht gewusst habe, sollte die Veranstaltung auch nicht abgesagt werden. (4) Eine Änderung des Lineups war ebenfalls nicht zu erwarten. Zu groß war wohl die Angst, das große Geld könnte ausbleiben. 

Aufgrund der Schließung der Discotheken als Maßnahme gegen die Ausbreitung der Infektionskrankheit Covid-19 findet die Veranstaltung nicht statt, allerdings veröffentlichte der Freiberger Stadtclub kurzerhand einen Ersatztermin. So wird Moshtekk am 25. April seine nächste Möglichkeit bekommen in Freiberg aufzutreten. (shg/ rkf)

[1] Bildveröffentlichung von Tim Mönch zum 15.02.2020 in Dresden

(https://www.flickr.com/photos/timmoench2019/49543194601/in/album-72157713134060703/)

[2] Artikel Deutschlandfunk

(https://www.deutschlandfunkkultur.de/max-herzbergs-problematische-youtube-videos-influencing-von.2156.de.html?dram:article_id=432015; 20.03.2020)

[3] Antifaschistische Recherche veröffentlicht am 12.12.2019

(https://antifa216.noblogs.org/post/tag/neonazis/; 20.03.2020)

[4] Private, mündliche Anfragen