Es ist kalt und es hängt eine tiefe Wolkendecke über der Stadt Dresden.
Kalt ist auch die Stimmung am Dresdner Hauptbahnhof. Dort findet anlässlich des 76. Jahrestag der Bombardierung der Stadt Dresden die Kundgebung „Vergesst niemals Dresden! Feierstunde zu Ehren der Dresdner Luftkriegstoten des 13.Februars 1945. Dresden Gedenken 2021“ statt. Angemeldet wurde die Kundgebung vom Dresdner NPD Kreisrat und stellvertretenden Landesvorsitzenden Maik Müller. An der Kundgebung beteiligten sich über alle Spektren hinweg circa 500 rechte Demonstranten, darunter Neonazis.
Unter den Neonazis befanden sich viele szenebekannte Personen. Der Parteivorsitzende Klaus Amstroff vom „III.Weg“ und sein Stellvertreter Matthias Fischer. Auch der unter dem Namen „der Volkslehrer“ bekannte Holocaustleugner Niklai Nehlering ließ sich dieses „Get-to-together“ der neonazistischen Szene nicht entgehen.
Als die geschichtsrevisionistische Veranstaltung des NPD-Mitglieds Müller dann beginnen konnte, folgten mehrere Redebeiträge, unter anderem von Edda Schmidt. Einem Urgestein der Neonaziszene. Schmidt war zeitweise die Buchführende in der neonazistisch-völkischen „Artgemeinschaft“. Weiter sprach der Dortmunder „Die Rechte“-Stadtrat Matthias Deyda, dieser übernahm das Mandat, des mittlerweile in Chemnitz lebenden „Die Rechte“ Mitglied Michael Brück. Auch der schon eher erwähnte Klaus Amstroff, Parteivorsitzender der Partei „III.Weg, hielt einen Redebeitrag. Am Rande der Kundgebung entrollten Neonazis um das NPD-Mitglied Thorsten Heise ein Banner welches die Shoa relativierte. Kurz darauf schritt die Bundespolizei ein.
Am Rande der Veranstaltung versuchte der Holocaustleugner Reza Begi die Veranstaltung von „Dresden Nazifrei“ zu stören. Wie er es geschafft hat durch die Polizeiabsperrung zu gelangen bleibt ein Rätsel. Nach dem er Teilnehmer*innen von „Dresden Nazifrei“ beleidigt hatte schritt hier die Polizei Sachsen ein und schickte ihn zurück zur Veranstaltung der NPD. Ein weiterer Zwischenfall ereignete sich anscheinend auf der Pragerstraße. Dort wurden laut „Dresden Nazifrei“ Teilnehmer*innen auf den Weg zum Gegenprotest von rechten Gruppierungen attackiert.
Weitere zwischen Fälle gab es an diesem Tag nicht da die Polizei mit einem Großaufgebot, bestehend aus Einheiten aus Sachsen -Anhalt, der Bundespolizei und der Polizei Sachsen, vor Ort war. Die Polizei Sachsen schrieb von insgesamt 1400 eingesetzten Beamten.
Doch der Tag bestand nicht nur aus bundesweit angereisten Neonazis. Wie jedes Jahr organisierte das Bündnis „Dresden Nazifrei“ Gegenproteste. Dem Aufruf des Bündnisses folgten ca. 800 Menschen. Die ebenfalls als stationäre Kundgebung angemeldete Veranstaltung, befand sich in direkter Hör- und Sichtweite der Neonazis und machte gegenüber dem rechten Auflauf lautstark klar: „Wir wollen keine Faschist*innen in unserer Stadt haben“. Mit Musik, Redebeiträgen und Sprechchören sowie der Trommelgruppe „Rhtyms of Resistance“ wurde gegen die Kundgebung der NPD protestiert. Oft schaffte es der Gegenprotest auch die Redebeiträge der Gegenseite zu übertönen, so dass meist nicht mehr viel zu hören war.
Aber nicht nur direkt gegenüber der NPD-Kundgebung wurde gegen Faschismus und Geschichtsrevisionismus demonstriert. Nein im ganzen Altstadtgebiet wurden Kundgebungen angemeldet. So auch von den „Omas gegen Rechts“ welche sich in der Zeit von 10 Uhr bis 18 Uhr Schichtweise gegen die Neonazis mit einer Mahnwache demonstrierten. Auch die Damen hatten mit einigen rechten Anfeindungen zu kämpfen. Querdenker hätten gegenüber der „Omas gegen Rechts“ geäußert, dass diese schon lange tot seien und eine rechte Gruppe hätte argumentiert, dass das Eis von den Dächern sie leider verfehlt hätte, wie die Damen mitteilten. Hervorhebenswert fanden sie jedoch die Unterstützung eher jüngerer Mitbürger, welche mit den Damen in den Dialog traten und Verständnis für den stillen Protest der Mahnwache zeigten. Eine weitere Kundgebung fand am Wienerplatz fand eine Kundgebung unter dem Motto „13.Februar – No Pasaran“ statt, welche mit Tekkno gegen die NPD demonstrierten. Auch diese Veranstaltungen verlief ohne Störungen und stellte klar: „Faschos in Dresden? Ohne Uns!“.
„Der Tag zeigte sich in Gänze sehr ruhig und störungsfrei“, hieß es am Abend aus polizeilicher Sicht. Polizeipräsident Jörg Kubiessa äußerte: »Dresden hat den seit vielen Jahren ruhigsten 13. Februar erlebt. Mit Blick auf das Versammlungsgeschehen gab es keine Straftaten und nur vereinzelte Verstöße gegen die Corona-Regeln.«
Quelle: SPM Gruppe/ Redaktion Dresden/ Zentralredaktion
Bilder: SPM Gruppe