Dresden. Am gestrigen Sonnabend, den 17.10. besetzen Aktivist*innen der Gruppe „Lehrstandbewohner*innen“ ein leerstehendes Mehrfamilienhaus im Dresdner Hechtviertel auf der Schanzenstraße.
Kurz vor 17:00 sammelten sich nach und nach Menschen vor der Schanzenstraße 3, wo auf die volle Stunde bunte Transparente aus dem Fenster eines alten leerstehendem Mehrfamilienhaus gehangen wurden. Das Haus ist besetzt! Die stetig wachsende Menge an Menschen vor dem Haus fingen an zu jubeln und zu applaudieren. Die Stimmung war fröhlich und ausgelassen und wurde durch Musik und Redebeiträge der OrganisatorInnen abgerundet.
Damit hat nun die junge Gruppe Leerstandsbewohner*innen, die vor ein paar Wochen schon durch eine Scheinbesetzung am Bischofsweg auf sich aufmerksam gemacht haben, ihren Namen in die Tat umgesetzt.
Diese Besetzung steht für die Kritik an Gentrifizierung und Leerstand, dazu die Pressesprecherin der Gruppe:
„Wir sind die LeerstandsbewohnerInnen und wir haben dieses Haus besetzt, um auf die Wohnungsnot aufmerksam zu machen und zu zeigen, dass es unverantwortlich ist einfach Häuser leerstehend und verfallen zu lassen. Das geht so nicht! Auch wir als Jugendgruppe sind früher oder später von diesem Leerstand betroffen und wollen hiermit jetzt ein Zeichen setzen.“
Schon gegen 15 Uhr desselben Tages rief die Initiative „Gleiches Hecht fuer Alle“ zu einem Protest gegen Immobilienspekulation und Entmietung am Anfang der Rudolf Leonhard Straße, an dem sich ca 500 Menschen beteiligten. Speziell die Dresdener Neustadt, wo auch das Hechtviertel dazugehört ist ein Viertel, welches das Problem mit Immobilienspekulation und Gentrifizierung am stärksten zu spüren bekommt. Die photoristischen aneinander gereihten Altbauten müssen vermehrt neuen modernen und insbesondere teuren Wohnungen weichen. Der alternative Kiez von Dresden bröckelt und das schon seit Jahren. Wer den linken revolutionären Neustadtflear spüren will muss von Jahr zu Jahr immer akribischer suchen.
Um dies aufzugreifen und um die Bevölkerung der Neustadt für sich zu begeistern wollen die HausbesetzerInnen mit einem Nutzungskonzept des Hauses überzeugen. In diesem wollen sie z.B. das Erdgeschoss in ein kleines Infocafe verwandeln und im Haus Freiräume für vielseitig diskriminierte Menschen schaffen.
Wann die Polizei hier eingreift steht wohl noch aus, sowohl am Samstag, als auch am Sonntag beschränkte sich die polizeiliche Aktivität auf ein Minimum. Die Polizei stellte die Gruppe, welche sich vor dem Gebäude in der Schanzenstraße aufhielt, als Versammlung am Samstagabend fest. „Eine Kontaktaufnahme seitens der Beamten ignorierten die Anwesenden“, hieß es in einer Medieninformation. Die Polizei schätzte die Personenansammlung vor dem Gebäude auf zeitweilig bis zu 200 Personen. Derzeit würden sich noch 20 Personen vor dem Gebäude aufhalten und weitere Personen werden im Gebäude vermutet. Am Sonntag nahm die Polizei eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs auf und prüft nun weitere Maßnahmen.