Das Pocophone als journalistisches Werkzeug

Die Welt der Technik wandelt sich fast täglich. So ist es nicht verwunderlich, dass sich auch auf dem Smartphonemarkt einiges Bewegt. Der Hersteller Xiaomi präsentierte Ende 2018 mit dem Pocophone F1 ein Smartphone, welches vom Preis-Leistungs-Verhältnis unübertroffen war. Kurz vor Silvester 2018 haben wir das Pocophone geordert und ausprobiert. Jetzt im September 2019 möchten wir unser Fazit zu diesem Gerät ziehen und zusammen mit Euch schauen, ob es sich für ein Smartphone im journalistischen Alltag eignen kann.

Allgemein lässt sich sagen:

Zu aller erst lässt sich sagen, dass das Gerät mit seinem 6″ Display nicht gerade klein ist. Es liegt auf Grund der Größe jedoch sehr gut in der Hand und Bildschirminhalte lassen sich ausgesprochen gut ablesen. Das Display verfügt am oberen Rand über eine Notch, welche die Frontkamera, die Kamera zur Gesichtserkennung sowie einen Lautsprecher  und eine Infarot-LED enthält. Im Alltag stört diese Notch nicht, auch wenn sie größer als bei manch anderen Herstellern ausfällt. Am unteren Rand des Displays, welches mit 1.080 x 2.246 Pixeln auflöst, befindet sich eine Benachrichtigungs-LED in der Farbe weiß. Und das war es auch schon auf der Vorderseite des Gerätes aus Fernost. Kommen wir kurz zum Display. Das LC-Display des Pocophones ist ausreichend hell und lässt sich auch im Sonnenlicht noch ablesen, solange diese nicht direkt auf das Display einstrahlt. Es ist für die Arbeit im Freien somit geeignet. Drehen wir das das Gerät etwas, so finden wir an der Unterseite einen Monolautsprecher, ein Microphone sowie einen USB-C Anschluss zum Laden und Daten übertragen. Gerade das Daten übertragen nimmt im Journalismus einen sehr hohen Stellenwert ein, wenn es um Themen wie Geschwindigkeit geht und schnell Bilder liefern muss. Schaut man sich die Seiten des Pocophones an, so findet man nur an der rechten Seite den Power-Button und die Lautstärkewippe. An der Oberseite des Pocophones finden wir einen entscheidenden Anschluss. Das Gerät verfügt über einen 3,5mm Klinke Ausgang, welcher sehr wichtig ist, um aufgenommene O-Töne oder Videos kontrollieren zu können oder wenn schnell einmal ein Video auf dem Smartphone geschnitten werden muss. Dies ist übrigens Dank des Qualcomm Snapdragon 845 und einem Arbeitsspeicher von 6 GB mit etwas Übung ohne Probleme möglich. Wir schneiden auf dem Pocophone Videos mit PowerDirector Mobile von Cyperlink. Aber wir schweifen ab. Drehen wir das Gerät ein letztes Mal und blicken auf die Rückseite. Hier befindet sich der sehr zuverlässige und schnelle Fingerabdruckscanner sowie die Dual-Kamera, welche mit 12 MP Hauptsensor und eine zweite 5 MP Kamera. Diese liefert durchaus brauchbare Ergebnisse, welche sich für Onlinemedien und den Printbereich von Tageszeitungen eignen. Die Bilder der Kamera sind detailreich und scharf, wobei dazu gesagt werden muss, dass wir auf die originale Kameraapp von Xiaomi verzichten. Die originale App zeichnet die Bilder weich und sättigt diese so sehr, dass diese unbrauchbar werden. Gerade bei schwachen Lichtverhältnissen war diese an den Gerenzen des möglichen. Da hilft auch kein Night-Modus weiter, dass die Bilder brauchbar werden. So haben wir uns entschlossen, die Kameraapp aus dem Hause Google zu installieren, welche auf den Google Pixel Geräten läuft. Dies funktionierte hervorragend und die Bilder sind hervorragend. Diese können mit den Geräten der Pixelreihe von Google mithalten und sind farblich gesehen auch brauchbar. Sogar der Nachtmodus der Google Kameraapp funktioniert bestens und liefert auch im Dämmerlicht noch brauchbare Aufnahmen. Auch der Autofokus der Kamera reagiert extrem schnell und präzise. Für Filmer nimmt das Gerät in 4K 60p auf und verfügt über Zeitlupenfunktionen. Somit taugt die Kamera auf jeden Fall für einen journalistischen Einsatz. Leider sind sowohl Bilder als auch Videos nicht stabilisiert, so dass Bewegungen erkennbar sind. Mit etwas Übung ist dies jedoch kein Thema. Um immer genug Power unter der Haube zu haben verbaute Xiaomi einen 4.000-mAh-Akku, welcher locker einen Arbeitsalltag aushält und das Gerät nicht zwischenzeitlich geladen werden muss. Falls dabei doch mal der Akku etwas schlapper wird (ist bei uns innerhalb eines Tages noch nicht vorgekommen), dann lässt sich das Pocophone per Quick Charge 3.0 in 100 Minuten wieder vollladen.

Wie wir journalistisch mit dem Gerät arbeiten:

Egal ob es das Fotografieren einer spontanen Situation, das Aufnehmen von Videosequenzen oder das Verfassen von E-Mails und Texten ist, dass Pocophone meistert es. Hauptsächlich nutzen wir das Pocophone in Verbindung mit Office 365 von Microsoft als Büro für unterwegs. Dabei können wir Berichte erstellen, Bilder und Videos bearbeiten und Daten über OneDrive oder über SharePoints freigeben. Dies bringt einen erheblichen Vorteil mit sich: Wir können alles, was sonst im Büro gemacht wird auch unterwegs bewerkstelligen. Dabei können wir auch auf spontane Ereignisse reagieren und diese schnell mit den Medienhäusern und Verlagen teilen. Oft haben wir aber auch Bilder, welche wir mit der Kamera gemacht haben und diese aber trotzdem schnell versendet werden müssen.  Dazu nutzen wir ein USB-C Kartenlesegerät, um die Daten in hoher Geschwindigkeit und voller Auflösung zu kopieren, was bis jetzt immer funktionierte. Beim teilen über das WiFi der Kamera ist meistens die Fehlerqoute zu hoch. Wenn Bilder noch nachbearbeitet werden müssen, dann tun wir dies in Adobe Photoshop Lightroom Mobile, was gut funktioniert. Wenn alle Daten komplett zusammen gestellt wurden, dann werden diese in einen OneDrive-Ordner überspielt und per Link an die entsprechenden Stellen versendet. Wenn an manchen Tagen nicht das komplette Programm mit Erstellung, Bearbeitung und Freigabe ansteht, dient das Pocophone auch als Recherchegerät, wo Inhalte dank des 6″ großen Displays gut dargestellt werden, oder es wird als Terminplaner und Kommunikationszentrale genutzt. Auch die Social Media Kanäle lassen sich mit dem Pocophone sehr gut verwalten, wenn die Zeit dafür ist.

Nachteile des Pocophones:

Ein großer Nachteil des Pocophones ist es, dass es sehr schnell das Netz wechselt, was auf Dauer echt anstrengend werden kann. Vorallem wenn gerade eine Datei am Upload über LTE ist und das Pocophone aus unerfindlichen Gründe in das Edge-Netz tauscht. Aber dies kann zum Glück über ein paar Einstellungen im Gerät unterbunden werden. Jedoch gibt es dabei einen Hinweis: Nur auf LTE zu stellen ist zwar für Web-Anwendungen sehr gut, jedoch taugt das Gerät dann nicht mehr zum telefonieren. Bei der Einstellung „LTE only“ kommen weder Telefonate an, noch kann jemand anderes angerufen werden. Das ist schade. Bei allen anderen Einstellungen funktionierte die Telefonie aber Problemlos. Ein weiteres Problem ist jenes, was bei der Verbindung mit WiFiDirect entsteht. Wenn das Gerät keine Internetverbindung erkennt, dann trennt es die Verbindung automatisch und bricht alle Vorgänge ab. Dies ist sehr ärgerlich bei unserer Sony Alpha 7 ii, welche nur über WiFiDirect eine Verbindung herstellen kann. Da greifen wir dann lieber zum USB-C Kartenlesegerät. Für dieses Problem haben wir jedoch auch keinen Lösungsansatz gefunden.

Fazit:

Das Pocophone F1 ist ein hervorragendes Gerät zum erschwinglichen Preis, welches auch für Journalisten auf Grund der Leistung, Ausdauer und Kamera nicht uninteressant ist. Seinen Job macht das Pocophone zuverlässig und ist bei uns noch nie abgestürzt oder hing. Nach 9 Monaten im täglichen Einsatz lässt sich sagen, dass das Pocophone zu einem Preis von 300€ nicht verkehrt ist und viele alltägliche Dinge im Journalismus erleichtern kann.